Herbst ist erst, wenn die Blätter fallen!
"Noch mehr Blätter, noch mehr Blätter! Der Haufen soll noch größter werden! Bitte! Bitte!"Was genau war so besonders daran in einen Haufen von nassem, dreckigen Laub zu springen? Ich sah doch den ganzen Dreck bis hierher! Und der moderige Geruch des leicht feuchten Laubs, der sich ganz von selbst an die Sachen hängen würde, stieg mir -wenn ich so darüber nachdachte- in die Nase. Und Oh Gott, was konnte sich nicht alles unter diesem Haufen verbergen? Wer weiß, wie viele Tiere ihr Geschäft genau an dieser Stelle verrichtet hatten, oder sich gar noch an ihrem stillen Örtchen aufhielten. Dann würden sie zweifellos in wenigen Augenblicken gestört werden, indem ein übertierlich (?) großes Wesen direkt auf oder neben ihnen landen würde. Gott verschone die Hilflosen!
Außerdem: Die armen Sachen! Die Waschmaschine würde den ganzen Tag durchlaufen müssen, um all diese moderig riechende Kleidung wieder sauber zu bekommen, die nun nach mehrmaligem Springen in den puren Dreck deutlich vom Herbst gezeichnet war.
Nun wirklich...
In Wahrheit entstanden all diese Gedanken erst in dem Moment, in dem ich mich entschloss diesen Post zu verfassen. Ich gebe zu, ganz abwegig waren diese Gedanken wohl nicht, wenn man wie ich glücklichen Kindern zuschaute, wie sie an einem Herbstmorgen in - ja, durchaus dreckiges - Laub sprangen. Ich zähle glücklicherweise nicht zu den Menschen, die über das Sandkorn unterm Fingernagel beim Konstruieren eines monströsen Laubhaufens nachdenken. Ich zähle mich zu solchen, die in einer goldenen Herbststunde einen ihrer kleinen Momente des Lebens erleben können.
Ich begann das Laub zu einem Laubhaufen zusammen zu harken, um den Kleinen eine Freude zu bereiten. Dabei verschwendete ich nicht einmal einen winzigen Gedanken an all den möglichen Dreck, der sich in der nächsten halben Stunde an meine Sachen heften könnte.
Ich beschloss, den Blättern, die sich nach einer Blattdusche durch meine Schwester und mehrmaligen Streuben des Entfernens noch immer in meinen Haaren befanden, nun keine Beachtung mehr zu schenken.
Kurz zusammengefasst traf man mich man mich an diesem Sonntag-Morgen also mit dreckigen Sachen, Blättern in den Haaren und -als Folge der Herbstkälte- mit knallroten Wangen, genau! Nicht zu vergessen, dass man an einem Sonntag auch keinerlei Schminke erwarten konnte. Die Herbstsonne lockte nach draußen, da blieb für so etwas Nebensächliches eben keine Zeit!
Da der Laubhaufen nun nach einer Stunde harter Arbeit und einer Laub-einsammel-Aktion aus der halben Nachbarschaft endlich eine annehmbare Größe angenommen hatte, stellte ich meine Harke ab und ließ mich zufrieden auf die Bank fallen. Okay...gut...ertappt. Ich gebe zu, ich hatte meine Harke schon lange abgestellt und war dazu übergegangen diesen wunderschön goldenen Herbsttag (und natürlich auch die harte Arbeit meiner Laub-harken-Mitstreiter) auf Bildern festzuhalten.
Wenn man sich die Fülle der Blätter der umliegenden Bäume ansah, fragte man sich wahrscheinlich- auch durchaus berechtigt- warum genau wir diesen Aufwand betrieben. Denn blickte man in die Baumkrone schien es, als fehle nicht einmal 1/10 der vom Herbst geküssten Blätter, die alle noch runter kommen würden, sobald wir fertig waren.
Doch um Sinn ging es bei dieser ganzen Aktion auch nicht. Der Sinn hatte bereits am Morgen den Staffelstab dem Spaß übergeben.
Ich dachte an die Stunden zurück, in denen auch ich voller Freude in einen dreckigen Laubhaufen gesprungen war.
Die Sonne trug zum wunderschönen Herbstmorgen ein paar Strahlen bei, die die Blätter in ihren herbstlichen Farben strahlen ließen. Die Sonnenstrahlen, die sich durch die golden gefärbte Baumkrone ihren Weg bahnten ergaben ein Märchenbild.
Auch unser rotbrauner Kater Tommy wusste sich inmitten der herbstlichen Farben gekonnt in Szene zu setzten, ein Teil des Herbstes zu werden.
Auf allen (nicht im monströsen Laubhaufen verbauten) Blättern hatte sich der Morgentau gesammelt. Die kleinen Wasserperlen machten- wie sie so auf den rotbraunen Eichenblättern lagen- den Eindruck, als hätte der Herbst winzig kleine Murmeln auf allen Blättern verteilt.
Kurze Zeit später leistete mir ein äußerst ungewöhnlicher Marienkäfer Gesellschaft.
Als hätte der Herbst im seine Punkte geraubt, zierte seine Flügel nur noch ein zartes rot. Außerdem schien ihm nicht wirklich nach Bewegung. Verständlich, wenn man sich die herbstlich frischen Temperaturen anschaute.
Der Laubhaufen sollte nun endlich seiner Funktion gerecht werden. Und während ich so Fotos von den glücklichen Laubhaufen Springern schoss, dachte ich mir, was für ein wunderschöner kleiner Moment das doch war. Und was war dafür verantwortlich?
Harke, Herbst und Harmonie (um genau zu sein ein paar liebe Menschen, aber es schien mir eine unfassbar gute Idee, diesen Post mit einer Alliteration zu beenden).
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